SHK TV: Reportage über das DigiWerk

Die Digitalisierung schreitet im Handwerk auf allen Ebenen voran. Ein Verbundprojekt aus Forschung, Wirtschaft, SHK-Handwerksbetrieben und dem Fachverband SHK-NRW entwickelt aus diesem Grund ein Handlungskonzept. Mit dabei sind unter anderem die SHK-Betriebe Beck Jacobs aus Düsseldorf, Schöllgen-Haustechnik aus Alfter und die Stamos GmbH aus Grevenbroich.

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Transkript der Reportage

Stefan Süß (DigiWerk): Also, DigiWerk ist ein Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. In dem Projekt Arbeiten verschiedene Akteure aus Wissenschaft und Praxis zusammen. Konsortialführer ist die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und neben unserer Universität sind Unternehmen aus dem SHK-Handwerk dabei: der SHK Fachverband NRW ist dabei, ein Anbieter für Branchen-Software und eine Kommunikationsagentur sowie auch noch die Universität zu Köln. Diese Partner haben sich vor mittlerweile ungefähr drei Jahren zusammengefunden, um zu überlegen, was man im Rahmen von Digitalisierung von Handwerksbetrieben machen kann. Da fließen ebenso wohl wissenschaftliche Erkenntnisse ein, als auch ganz konkrete praxisbezogene Probleme und Problemlösungen.

Inga Wegemann (SHK TV): Ja, Frage: Wie lief das Projekt bisher ab und gibt es erste Ergebnisse?

Stefan Süß (DigiWerk): Also, wir haben in dem Projekt eigentlich damit angefangen, herauszufinden wie weit sind Unternehmen aus dem SHK-Handwerk im Bereich Digitalisierung? Was machen die eigentlich? Beispielsweise, in digitaler Kommunikation. Inwiefern ist zum Beispiel die Arbeitsorganisation digitalisiert? Oder: Wie kann man auch etwa Wettbewerbsvorteile durch Digitalisierung erlangen? Und wir sind mittlerweile eigentlich so weit, dass wir gute Best-Practice-Beispiele haben, die wir auf unserer Homepage bringen werden; dass wir aber auch so ein paar Fallstricke, so, ein paar Hürden identifiziert haben, die im Rahmen der Digitalisierung auf die Unternehmen und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort auch zukommen. Und das ist eigentlich so der Sachstand im Moment des Projektes. Das Projekt geht allerdings auch noch ungefähr ein knappes Jahr weiter. Und wir werden sicherlich mit diesen Themen auch noch weiterkommen.

Inga Wegemann (SHK TV): Und wie klappt die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Handwerk?

Stefan Süß (DigiWerk): Also zunächst mal ist er sicherlich ungewöhnlich, dass eine Universität, also ein Akteur aus der Wissenschaft, zusammen mit Handwerksbetrieben tätig ist. Aus der Betriebswirtschaftslehre, der ich angehöre, kann man sagen, das Handwerk ist – aus meiner Sicht völlig unverständlicherweise – gar nicht so oft im Blickfeld meiner Kolleginnen und Kollegen. Also, das haben wir Gott sei dank geändert. Und ich glaube, das ist schon sehr notwendig, das zu tun. Wir wissen aus der Wissenschaft ja sehr viel zum Thema Digitalisierung, aber auch damit verbundenen Stress für Beschäftigte, für Unternehmen, Unternehmerinnen und Unternehmer. Wir wissen auch sehr viel dazu, was wir vielleicht generell an Potenzial mit Digitalisierung in Verbindung bringen. Auf der anderen Seite gibt es ja gar etliche SHK-Unternehmen, die sich auf den Weg gemacht haben, die auch schon sehr gut auf dem Weg sind – und diese beiden Dinge zusammenzubringen, diese beiden Bereiche zusammenzubringen, ist – glaube ich – die große Stärke des DigiWerk-Projekts. Deswegen will ich auf jeden Fall sagen: Ja, dieses Projekt ist sehr nötig gewesen und hat auch schon jetzt in den letzten zwei, zweieinhalb Jahren tolle Ergebnisse gebracht. Natürlich ist auch ein Ergebnis einfach die Vernetzung von Wissenschaft mit Praxis, und auch dass wir es schaffen, aus der Betriebswirtschaftslehre kommend, Handwerk – was ja ein sehr großer Arbeitgeber in Deutschland ist, was sehr viel zum Bruttosozialprodukt beiträgt – auch Gehör zu verschaffen, im Rahmen der Wissenschaft. Das ist bisher noch nicht so der Fall gewesen. Und auch das ist, glaube ich, ein sehr guter Verdienst des DigiWerk-Projekts.

Inga Wegemann (SHK TV): Wichtig ist natürlich der Austausch zwischen Handwerk und Wissenschaft.

Stefan Süß (Heinrich-Heine-Universität): Die Beck Jacobs GmbH ist das beteiligte Unternehmen aus Düsseldorf. Und wir haben uns im Projekt insbesondere auf die Thematik Arbeitsorganisation fokussiert, weil wir in der Vergangenheit auch schon sehr viel versucht haben, in dem Bereich zu tun – und dort immer wieder festgestellt haben, dass bestimmte Digitalisierungsprojekte auch mal gescheitert sind, weil bestimmte Dinge im Projektverlauf einfach nicht so gelaufen sind, wie man das erwartet hat. So waren wir dann, vor vier Jahren, als Professor Süß auf uns zu kam, direkt Feuer und Flamme und ganz begeistert, an dem Projekt mit teilzunehmen. Wir sind insbesondere eigentlich Forschungsobjekt, sage ich immer, weil wir die Forschungsfragen letztlich beantworten müssen und die Ideen eben versuchen umzusetzen, die aus dem Projekt entstehen

Inga Wegemann (SHK TV): Probleme herausarbeiten und Lösungsansätze finden – ist ein wichtiger Aspekt des Projekts.

Stefan Süß (Heinrich-Heine-Universität): Wir hatten von vornherein insbesondere die Erwartung, dass genau die Probleme, auf die wir stoßen, die wir gar nicht so richtig identifizieren und durchschauen können – dass die durch Hilfe unserer Forschungspartner im Prinzip dann näher beleuchtet werden können, insbesondere die Thematik der Stressoren, wie der Herr Professor sie eben auch angesprochen hat. Die waren uns im Vorhinein noch gar nicht bewusst; also, dass wirklich mit Digitalisierung auch ein persönlicher Stress entstehen kann für die Mitarbeiter. Und das war ist jetzt eigentlich ein Thema, wo im Laufe des Projekts wirklich ein Schlaglicht darauf gefallen ist. Und diese Fragen, die im Prinzip auch dann Psychologen, Arbeitsmediziner und BWL-Professoren uns natürlich noch mal in einer ganz anderen tiefe beantworten können – das ist im Prinzip das Spannungsfeld, was uns da weiterbringt und wo wir merken, da gibt es neue Lösungsansätze für uns. Das ist eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Es ist sind sehr viele auch mal kleinere Themen die, dort besprochen werden. Der Gerald Bax von Label Software ist ja zum Beispiel auch mit dem Projekt dabei; sodass auch mal kleinere Software Lösungen intensiv besprochen werden können. Also, die diese Konstellation ist für uns wirklich sehr hilfreich und sehr spannend. Und wir haben insbesondere im Bereich Change-Management und Arbeitsorganisation – und dazu, in die Tiefe, zu dem Thema Stressoren – wirklich ganz tolle Leitfäden letztlich erarbeitet, die uns ja hoffentlich in Zukunft dann Digitalisierungsprojekte erleichtern können.

Inga Wegemann (SHK TV): Und wie sieht das Fazit bis jetzt aus?

Stefan Süß (Heinrich-Heine-Universität): Ich denke, gerade im SHK-Handwerk ist die Digitalisierung noch mal eine andere Herausforderung als jetzt im neuen Start-Up. Und ein Start-Up-Unternehmen, wo von vornherein ein Prozess aufgesetzt werden kann, der relativ eindeutig ist. Wir haben aber schon sehr viele Schnittstellen, die schon bestehen. Es gibt den Großhandel, es gibt Lieferanten, es gibt Architekten, es gibt Kunden. Es gibt ganz viele verschiedene Akteure, mit denen wir zusammenarbeiten und uns datenmäßig austauschen müssen. Und auf der anderen Seite gibt es ganz unterschiedliche Charaktere auch im Betrieb. Der Eine ist der Digitalisierung willig und der Andere ist er weit davon entfernt; der er hat extra gesagt: „Ich möchte Handwerker werden und nicht einen Bürojob haben. Und ich möchte mich mit solchen Aufgaben nicht befassen.“ Und von daher haben wir ein sehr starkes Spannungsfeld in diesem Bereich. Und klassischerweise ist auch der Prozess, ein Badezimmer zu bauen, zum Beispiel, ganz anderer als der Prozess, eine Heizungsanlage zu bauen, Sanierung, was alles eben darunter fällt. Und von daher glaube ich, dass diese Schnittstellen zusammenzubringen und dort wirklich Prozesse zu schaffen, die auch funktionieren und glatt funktionieren und dann den Stress der Mitarbeiter auch noch so zu kompensieren – dass das alles rund wird und funktioniert, das ist, glaube ich, eine sehr große Aufgabe im Handwerk für die Zukunft.“